- Pädagogische Provinz
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Pädagogische Provịnz,vorbildliche Erziehungsgemeinschaft, von Goethe für die Erziehungsutopie in »Wilhelm Meisters Wanderjahren« geprägte Formel. Die Jünglinge bilden eine Lebensgemeinschaft und werden in praktischer und musischer Tätigkeit zur vierfachen Ehrfurcht erzogen: zur Ehrfurcht vor dem, was über uns, was uns gleich und was unter uns ist und zuletzt zur Ehrfurcht vor sich selbst.IIPädagogische ProvinzDas Bild einer erzieherischen Gemeinschaft, in der das Erlernen handwerklicher Tätigkeiten als Grundlage und Ausgang der Bildung betrachtet wird und die Schüler angeleitet werden, Ehrfurcht vor Gott, vor den Mitmenschen, vor Leiden und Tod und damit schließlich vor sich selbst zu haben, zeichnet Goethe als Utopie in seinem Bildungsroman »Wilhelm Meisters Wanderjahre« (1829). Im ersten Kapitel des zweiten Buches überschreiten Wilhelm und sein Begleiter Felix »die Grenze der Provinz, in der sie so manches Merkwürdige erfahren sollten«. In der Sekundärliteratur zu Goethe hat man in Bezug auf diesen Abschnitt schon früh von der »pädagogischen Provinz« gesprochen. Über den Roman hinaus wurde der Begriff dann als Bezeichnung pädagogischer Idealentwürfe gebräuchlich.
Universal-Lexikon. 2012.